Schule in Island – Lernen mal anders

 

Als ich in den Pfingstferien in Island war, ging ich auch zwei Tage in eine isländische Schule, die Verstubæjarskóla in Reykjavik.

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Mir fiel sofort auf, dass diese Schule eher offene Räume hat und nicht wie in Deutschland, speziell in Bayern, die Räume der einzelnen Klassen ganz abgetrennt sind. Sie haben zwar auch Klassenzimmer, aber viel Zeit mit den anderen Klassen zu arbeiten. Ich war im siebten Jahrgang und eigentlich in zwei Klassen, deren Zimmer mit einem Durchgang verbunden war.

In Island startet die Schule erst um viertel vor neun und auch am Anfang ist alles sehr locker, sie starten nämlich erst mal mit 10-15 Minuten lesen. Da ich am ersten Tag mein Buch vergessen hatte, sind wir in die Bibliothek gegangen, die mir (da ich wirklich gerne und viel lese) wunderschön vorkam. Sie war kreisrund und wir mussten mit einer Wendeltreppe hoch gehen, die Regale gingen mir ungefähr bis zur Brust und man konnte runter schauen.

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In Bayern starten die Schulen, wie ihr es ja auch kennt, um Punkt acht und beginnen gleich mit dem Stoff. Als ich das den Schülern in Island erzählte, waren sie echt erstaunt. Ich will hier unser Schulsystem nicht kritisieren, aber ich glaube, jeder deutsche Schüler hat sich schon mal gewünscht, dass die Schule später anfangen würde. Nachdem wir gelesen hatten, hatten wir am Donnerstag Dänisch und am Freitag Mathe.

In Dänisch hatten sie einen kleinen Test, wo alle Schüler nach vorne gehen mussten und auf Dänisch über ihre Familie reden sollten, danach mussten vierer bis fünfer Gruppen auf Dänisch singen. Mir wurde nach dem Test erklärt, dass es eigentlich kein richtiger Test gewesen sei, die Lehrer wollten eigentlich nur wissen wo jeder Schüler gerade in Dänisch steht. Nach dem Test war 20 Minuten Pause. Da ich im Jahrgang der ältesten Schüler war konnten wir drinnen bleiben. In Island geht die „Grundschule“ eigentlich bis 16 Jahre, an dieser Schule aber nur bis 12 oder 13 Jahre, also bis zur 7. Klasse. Wir aßen etwas und unterhielten uns, bis die Glocke schrill läutete, das war wirklich ein ohrenbetäubender Lärm. Danach gingen wir wieder in den ersten Stock.

Jetzt konnten wir wählen, was wir nun machen wollten, wir haben uns, mit noch ein paar anderen, fürs Kartenspielen entschieden. Denkt jetzt nicht Schüler in Island hätten keinen Plan, wann sie was machen sollten, sie wissen was sie in der Woche lernen sollen, aber sie können selbst wählen, wann. Nach dem Kartenspielen, bei dem mir die Isländer neue Kartenspiele beigebracht haben, mussten wir vor dem Mittagessen noch 20 Minuten raus. Danach sind wir zum Mittagessen gegangen. Es gab Wraps mit Gemüse, ein bisschen Fleisch und Soße. Es schmeckte sehr gut.

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Nach dem Essen sind wir am Donnerstag eine andere Schule anschauen gegangen, denn meine isländischen Freunde müssen nach diesem Schuljahr die Schule wechseln. Da es jetzt schon Juni, ist haben die Schüler in Island schon Sommerferien, 3 Monate lang! Also doppelt so lang wie wir.

Die „Highschool“, so nannten sie die Schule, die wir anschauten, war eigentlich wie bei uns, mit abgetrennten Räumen und so weiter.

Auf der „Grundschule“, mussten alle die Schuhe ausziehen sogar die Eltern, die die kleinen immer noch ins Schulhaus brachten. Ich hätte ab acht Uhr auch noch Porrigde frühstücken können, zusammen mit Eltern und hungrigen Schülern.

Am Freitag war der Matheunterricht nach den Leseminuten zum Schulanfang ganz anders als bei uns. Jeder bekam einen eigenen Aufgabenzettel, den er alleine mit Hilfe des Mathebuchs und des Mathehefts zu lösen versuchte – ich auch. Wenn es Probleme gab, war die Lehrerin zur Stelle. Übrigens müssen isländische Schüler keine Hausaufgaben machen, alles wird in der Schule erledigt. Nur manchmal muss vielleicht zu Hause gelernt werden. Allerdings endet der Schultag auch erst am Nachmittag, um 14:30 Uhr. Die furchtbar laute Schulglocke läutet zum Glück nur zu den Pausen und die Schüler entscheiden, manchmal mit Hilfe der Lehrer, wie lange ein Fach dauert. So war nach Mathe Kunst angesagt. Auch hier gab es eine Vorbereitung auf das Ende des Schuljahrs und das Endes der Schulzeit hier an der Verstubæjarskóla, nämlich die freie Gestaltung der Mappen, in denen die Kunstwerke aus den ganzen Schuljahren mit nach Hause genommen werden.

Der Sportunterricht am Freitag nach dem Mittagessen war an diesem Tag auch ganz besonders: Wir übten einen Disco-Dance und hatten viel Spaß, weil Mädchen und Jungen zusammen tanzten. Danach hatten wir freie Zeit und haben die Lieder aus dem Eurovision Songcontest angesehen und darüber diskutiert – natürlich kann ich kein Isländisch, so haben wir uns auf Englisch unterhalten. Ich finde die meisten in meiner isländischen siebten Klasse sprechen besser als ich. Wir haben uns auf jeden Fall gut verstanden, eigentlich schade, dass ich nur zwei Tage dabei war.

Ihr habt es sicher schon gemerkt: Mein Island-Trip war nicht nur eine Ferienreise, sondern ich habe meine Mutter zu einer Konferenz über „Open Plan Schools“ begleitet. Sie hat sich mit Kollegen aus Island, England und Portugal getroffen und sich viele Schulen mit einer offenen Bauweise, also großen Räumen ohne typische Klassenzimmer angeschaut. Deshalb habe ich mir auch noch andere Schulen angesehen, die ganz anders als das CEG sind – seht selbst:

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Und nach den vielen Erfahrungen fragt ihr vielleicht, was mir am besten gefallen hat……

 

Ich denke der gemütliche Anfang an jedem Schultag, mit dem gemeinsamen Lesen – das ist nicht nur in “meiner” Schule so, das machen alle isländischen Schulen so.

Vielleicht könnten wir das am CEG auch mal versuchen, dann sind wir alle entspannter und können besser lernen J .

Lilly Altmann, 8a